Di. Apr 23rd, 2024

Albert Schweitzer (1875 – 1965)

In seiner 52. Ausgabe des Jahres 1960 widmet DER SPIEGEL dem Arzt, Pazifisten und Philosophen Albert Schweitzer und seinem Lebenswerk anlässlich seines bevorstehenden 86. Geburtstages ein Sonder-Kapitel. Darin schreibt der Spiegel: 

“Er sieht aus wie ein naher Verwandter des lieben Gottes. Und er benimmt sich so. Sein Herz ist gut, sein Denken erhaben, seine Kunst begnadet. Am Abend seines Lebens – im nächsten Monat wird Albert Schweitzer 86 Jahre alt – scheint er irdischer Kritik ferner entrückt als der Rest aller Sterblichen.

Der Geist dieser Zeit, zu dem sich Schweitzer nach eigener Aussage “in vollständigem Widerspruch befindet”, hat ihn zum sittlichen Symbol dieser Zeit erhoben. Er wird von einer Menschheit, die nicht nach seiner Moral leben will, als größter Moralist gefeiert. Nicht bereit, ihm zu folgen, ist sie bereit, ihm zu huldigen.

Denn Albert Schweitzer dient der westlichen Welt als fleischgewordenes Alibi: Stellvertretend für sie soll er die Sünden des Kolonialismus sühnen, abendländische Kultur verkörpern und im Urwald die in Europa eingestürzten Bastionen der Humanität gegen die Unmenschlichkeit wiederaufrichten.

Schweitzer-Verehrer sind Schweitzer-Aktionäre: Ihr Gewissen streicht die Dividende seiner guten Taten ein, ohne selbst das Risiko eines sittlichen Lebens laufen zu müssen.

Schweitzer-Aktien stehen entsprechend hoch im Kurs. Die Welt hat ihn geehrt wie keinen anderen Lebenden ohne Amt. Auf Schallplatten, Briefmarken, Kalendern und Gedenkmünzen wurde sein Profil geprägt. Schulen, Hospitäler, Schiffe und Dörfer wurden nach ihm benannt.

Über 600 Bücher und Broschüren wurden über ihn geschrieben; er besitzt mehr Ehrendoktorhüte als zivile Kopfbedeckungen; neben Eisenhower ist er das einzige ausländische Mitglied des exklusivsten Verdienstordens der britischen Krone, des “Order of Merit”.”

Der gesamte Artikel über Albert Schweitzer kann hier nachgelesen werden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Schweitzer